16.

Jahne verabschiedete sich von Brewster an ihrer Haustür. Der Abschied am Flughafen wäre über ihre Kraft gegangen, weil er sie zu sehr an den Abschied von Neil damals in New York erinnert hätte. Sie fröstelte.

»Frierst du?« fragte Brewster. Seine Fürsorge rührte sie. Doch nach dem Frost, der sich über ihr Leben gelegt hatte, hätte Winter sein müssen — wäre man nicht in Hollywood gewesen. Da ist man herzlos. Die Luft war mild.

»Nein, es geht mir gut.« Doch Jahne war nicht sicher, ob das auch so bleiben würde. »Brewster, ich weiß nicht, wie ich dir je werde danken können.«

»Das tust du gerade.« Er sah auf seine Schuhspitzen.

»Du hast mehr verdient als bloße Worte.«

»Dafür gibt es doch Freunde.« Er küßte sie sehr behutsam auf die Lippen. Dann ließ er sie allein.

Jahne kehrte ins Haus zurück. Ihre Lippen brannten. Seit Sam hatte sie niemanden mehr geküßt, und sie merkte jetzt, wie gut es sich anfühlte. Etwas von ihrer Verkrampfung wich. Doch dann erinnerte sie sich wieder an Lila. Jahne nahm ihre Katze auf den Arm und setzte sich mit ihr aufs Sofa. Sie begann, eine Liste aufzustellen. Es gab noch viel zu tun.

Das Telefon klingelte. Jahne wußte nicht, ob sie abheben sollte oder nicht. Doch sie brauchte es nicht zu entscheiden. Der Sicherheitsmann von La Brecque machte das für sie. Er stand an der Tür und rief ihr zu. »Es ist jemand namens Sam. Möchten Sie den Anruf entgegennehmen?«

Jahne erstarrte. Was wollte der denn noch? Sie schüttelte den Kopf — nicht in Beantwortung der Frage, sondern über sich selbst. »Ich werde mit ihm sprechen.« Sie griff nach dem Hörer.

»Mary Jane, bist du es?«

»Ja.«

Sam zögerte. »Es geht hier um Berufliches. Ich weiß nicht, wie du zu mir stehst, aber ich glaube, wir müssen uns über manches unterhalten. Unter anderem unterzeichne ich einen Vertrag über drei Filme mit Paramount. Und ich möchte dich für die Hauptrolle in dem ersten dieser Filme gewinnen.«

Nun schwieg Jahne. Hollywood. Sie hätte fast verächtlich geschnaubt. Es war eine Stadt, in der der Teufel sich als Produzent maskiert und mit drei Filmen für Paramount lockt. Wer war dieser Typ am anderen Ende der Leitung? Wer glaubte er zu sein, und für wen hielt er sie?

»Tut mir leid. Das Heimchen macht das nicht mehr.«

Seine Stimme ging um einige Tonlagen tiefer. Er brachte seine schauspielerischen Qualitäten ins Spiel. War er verrückt oder nur der gefühlloseste Mensch Amerikas? »Es kann wie früher werden. Ich arbeite an dem Drehbuch, und das ist wirklich gut, Jahne. Wirklich. Es geht um einen Rennfahrer, der die Frau, die er liebt, fast verliert, weil er seinen Sport nicht aufgeben will. « Er legte eine Pause ein, während Jahne schwieg. »Ich weiß, das klingt simpel, aber im Text ist es das nicht.« Wieder ließ er einige Sekunden verstreichen. Erst dann sprach er mit seiner richtigen Stimme: »Wir könnten gut sein zusammen, Jahne«, sagte er.

Sehr behutsam legte sie den Hörer auf.

Die schoenen Hyaenen
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